Die UNESCO (UNO-Kulturorganisation) hat in der gestrigen Sitzung beschlossen, Venedig nicht auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Diese „Drohung“ wurde in den Raum gestellt, nun offenbar nicht umgesetzt. Die Sitzung fand in Saudi-Arabien in Riad statt. Venedig kommt nicht auf die Liste des gefährdeten Welterbes.
Das Komitee hat jedoch seine Besorgnis über Venedig bekräftigt. Die Lagunenstadt wurde 1987 als Weltkulturerbe anerkannt. Die aktuellsten Bedrohungen sind der Massentourismus und der Klimawandel. Hier müssen weiter Fortschritte erzielt werden.
Großer Sieg
Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano bezeichnete die UNESCO-Entscheidung in einer Mitteilung als „großen Sieg für Italien und den gesunden Menschenverstand“. Die Stadt Venedig habe mutige Schritte unternommen, um den Tourismus zu steuern und den Schutz des Weltkulturerbes zu gewährleisten. Erst am Dienstag wurde, nicht zufällig vor der Sitzung der UNESCO, das Eintrittsgeld für Venedig beschlossen. Der Bericht über den durchaus turbulenten Beschluss im Stadtrat von Venedig kann man hier nachlesen: Venedig beschließt Eintrittsgebühr für Tagesgäste
Eintritt nach Venedig
Derzeit, so lautet der Beschluss, wird an bis zu 30 Tagen im Jahr 2024 Eintritt nach Venedig verlangt. Die Diskussionen in den Internetforen dazu waren durchwegs interessant. Von „zu wenig“ bis „dient nur als Geldquelle“ ist die Bandbreite groß. So richtig abschreckend wirken die 5 Euro ja nun wirklich nicht. Man bedenke beispielsweise die letzte Erhöhung der Tarife der Vaporetti des ACTV. Da kostete das Tagesticket „über Nacht“ statt 21 Euro schlagartig 25 Euro. Das sind Beträge, die werden hingenommen.
Was möglicherweise wirklich gelingt, ist eine gewisse Lenkung der Ströme. Denn wenn eine Familie an einem Tag Eintritt bezahlen muss und am nächsten Tag vielleicht nicht, kann dies durchaus einen Effekt haben. Auf die Gesamtzahl der Touristen freilich nicht, aber eine bessere Verteilung kann durchaus gelingen.
Halbherzige Lösung – gute Einnahmequelle
Dass die Lösung mit den 5 Euro Eintritt nach Venedig nur eine halbherzige Lösung ist, ist augenscheinlich. Denn wirklich abhalten wird man mit dem Betrag niemanden und es wurde auch keine Obergrenze für Tagesgäste eingeführt. Ohne dieser Grenze wird die Stadt auch zukünftig überfüllt sein. Mit dem Vorteil, dass nun noch mehr Geld bei der Stadtverwaltung verbleibt. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass diese zusätzlichen Einnahmen wirklich für die Instandhaltung und Reinigung von Venedig verwendet werden und nicht in irgendwelchen Sportparks und Stadionprojekten in Mestre versickern. Denn dafür darf dieses Eintrittsgeld definitiv nicht herhalten.